Donnerstag, 26. September 2013

Museum Hohenasperg-Ein deutsches Gefängnis

Soll doch mal einer in meiner Gegenwart behaupten, dass Schwaben keinen Humor besitzen. Ich bin neulich eines besseren belehrt wurden.
Am Sonntag,den 8.9.2013 besuchte ich einen Ort namens "Hohenasperg". Im Volksmund als "höchsten Berg Württembergs" bezeichnet. Diese Information wunderte mich, denn meines Wissens ist "Der Schwarze Grat" wohl der Höchste?! Später wurde ich von einem Schwaben mit frechem(!) Grinsen im Gesicht aufgeklärt...Nämlich...der Spruch hätte einen tieferen Sinn, meinte er. Hohenasperg sei nicht die höchste Erhebung, sondern eher eine ironische Anspielung auf sinngemäß, dass:
"Hoch hinauf geht es schnell, aber hinunter...aber
runter das könnte Jahre dauern."
Was damit gemeint ist, erfährt man auf dem Berg selbst im dortigen Museum. Die Dauerausstellung "Hohenasperg-Ein deutsches Gefängnis" befindet sich in einem ehemaligen kleinen Wohnhaus, was zu einer alten Festungsanlage gehörte. Und ja richtig...die Festungsanlage wurde im Mittelalter bis ins 20.Jahrhundert als vorallem politisches Gefängnis geführt. Heute ist das kleine Häuschen ein Museum und der große Rest ein Justizvollzugskrankenhaus
Und man staunt nicht schlecht, welch hohe Persönlichkeiten hier unfreiwillig inhaftiert waren. Das Museum möchte an Hand von ganz konkreten Lebensgeschichten Einzelner die Entwicklung der Gefängnisbedingungen...Nein,eigentlich auch der gesamten politischen gesellschaftlichen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte auf deutschem Boden aufzeigen. Kleine dargestellte Anekdoten spiegeln das Leben von Berühmtheiten wie Joseph Süß Oppenheimer wider. In einem öffentlich zu lesenden Bericht wird deutlich, wie besorgt der Festungskommandant (Nov. 1737) war, dass Oppenheimer (nach Beendigung seiner Nahrungsverweigerung): "...also wider Hoffnung habe, ihne lebendig zum Galgen schicken zu können."
Ganz nebenbei...und dies Monate vor seiner eigentlichen Todesurteilsverkündung.

Erst neulich las ich auf dem ältesten erhaltenen Friedhof Stuttgarts, den Hoppenlaufriedhof
einen bekannten Namen wie Christian Friedrich Daniel Schubart. Nun entdeckte ich ihn hier in der Hohenasperger Ausstellung wieder. Weil, zu unbequem für dem absolutistischen Monarchen Herzog Carl Eugen war der Künstler ganze 10 Jahre weggeschlossen.
Niemals wurde mir so sehr klar, dass die Lebensgeschichten Inhaftierter auch gleichzeitig die Geschichte der Gesellschaft...der Bürger...der Herrschenden erzählt.
Gut finde ich, dass die Besucher nicht mit Informationen überladen werden...sondern winzig kleine Details Geschichten dem aufmerksamen Besucher präsentiert werden, die dennoch etwas sehr Wesentliches zum Gefangenen aussagen. Ich merke selbst an mir, dass dies viel mehr wirkt als ein "zu-viel". Nur bitte, lasst euch nicht täuschen, wegen den wenigen Räumlichkeiten...
sondern ich legen euch ans Herz...besonders wenn ihr das Museum als Gruppe besucht...
jeder Besucher soll in Ruhe mit seinem persönlichen Lese-Schritt-Tempo die Vitrinen anschauen.
Oder, noch besser, nehmt an einer Führung teil! Nirgendwo sonst, als hier..empfehle ich dringend eine Führung. Ich habe sonst Sorge, dass man an unscheinbaren Ausstellungsstücken vorbeigeht. Jeden Sonntag um 15 Uhr gibt es öffentliche Führungen. Audio-Guide gibt es leider nicht.
Fazit: Den Besuch  empfinde ich als ein weiteres kleines Puzzle-Teilchen im Verstehen der Entwicklung der Jahrhunderte. Gerade die sooo weit weg...vermuteten Fränzösische Revolution. Hier harrten(im Sinne von ausharren) Menschen in den Zellen, die für unser Land...für unsere heute sooo normale Demokratie " gut sichtbar WEGGESCHLOSSEN" waren.
Oder hast du gewußt, dass ein Gottlieb Rauh im Herbst 1848  zu einer Volksversammlung nach Cannstatt lud, zum Zwecke der Ausrufung der Republik. In Zusammenhang mehrerer folgender Ereignisse wurde es aber ein Flop. Wohl ganze 7 Personen kamen. Daraufhin wurde er festgenommen. Und kam..nach Hohenasperg.
Oder ein anderer..."Gustav Friedrich Werner" bekannt als der "Affenwerner". Er führte ein Cafe in Stuttgart und nicht nur das. Eigentlich war seine Leidenschaft exotische Tiere. Bekannt wurde er vorallem durch seine Papageien, die sprechen konnten. Nicht irgendwas, sondern zum Beispiel "Hecker hoch" Wie unerhört! Denn damit ist der damals bekannte badische Revolutionär Hecker gemeint wurden.
Erwischt wurde er wohl beim Austragen von Flugblättern und fand sich in Hohenasperg wieder.

Ich könnte noch viele weitere Beispiele erzählen...aber...aber...dann würdet ihr die schöne Aussicht nicht mitbekommen. Statt am PC-Bildschirm darüber zu lesen...würde ich euch einen Tagesausflug vorschlagen. Allerdings kombiniert mit einer Wanderung/Spaziergang. Bei einer gemütlichen Laufwanderung könnte man die Eindrücke verinnerlichen oder gar hinterher diskutieren mit Gleichgesinnten.
Info: Der Bahnhof "Asperg" liegt etwa 15Gehminuten entfernt.
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Weitere Besichtigungsmöglichkeiten im Ort Asperg wären siehe --->Link
Feuerwehrmuseum, Weinbaumuseum...Rad-und Wanderwege siehe --->Link
Auf dem Berg gibt es ein Restaurant mit Biergarten namens "Schubartstube". Allerdings war es geschlossen.
Und zum Schluß...Voilá...ein Video. Viel Spaß.

Bericht von Marie aus "UnsereKünstlerVilla Manu-Mimi-Marie"/Unterwegs

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